Schloss und Park Peterhof

Man möchte, sobald man Schloss  und Park Peterhof betritt, mit Christoph Martin Wieland in seinem Gedicht „Erdenglück“ vor Begeisterung und Überraschung ausrufen: „Lauter Lust, wohin das Auge gafft“,  auch wenn es nun schon zum dritten Mal geschieht, dass man dieses Glück genießen darf.

Erdenglück

Lauter Lust, wohin das Auge gafft,
Lauter Rosen, lauter Myrtenbäume;
Göttertisch von Grazien gedeckt,
Nektar aus Tokay in allen Flüssen,
Schlaf auf Schwanen, den zu stillen Küssen
Amor oft, die Sorge niemahls, weckt;
Lauter Feste, Tänze, frohe Spiele,
Lauter Unschuld, Eintracht, Zärtlichkeit,
Kurz, der Menschen ganze Lebenszeit
Ein Gewebe lieblicher Gefühle —
Welch ein Traum! —

Wer sich einen schnellen Überblick über die Sehenswürdigkeiten von Park Peterhof machen will, den kann ich mit der PDF-Datei „Peterhof und Puschkin/Zarskoje Selo – Ausflüge in die Umgebung von St. Petersburg“ befriedigen. Wer sich genauer und lustvoller informieren möchte, sollte sich die in den mageren Text eingebetteten  Videos anschauen.

Die bewegte Geschichte des Parks und seiner Schlösser, auch die Zerstörungen dieses Kulturdenkmals der Menschheit während der Belagerung Leningrads 1941-1944 durch die Deutschen wird in meiner verlinkten PDF-Datei geschildert:

Nach dem ersten bescheidenen Häuschen auf der Petrograder Seite und dem ebenfalls bescheidenen Palast im Sommergarten zog Peter der Große hier alle Register der Architektur, der Gartenbaukunst und der Hydraulik. Peterhof, seine Sommerresidenz an der Südseite des Finnischen Meerbusens, ist gleichsam die russische Antwort auf Versailles, und zumindest, was seine Wasserspiele anbetrifft, stellt es die französische Konkurrenz in den Schatten.

Der Küstenstreifen war dem umtriebigen Zaren bei seinen Fahrten nach Kronstadt, wo er regelmäßig den Fortschritt der Bauarbeiten inspizierte, aufgefallen. Er ließ den Boden untersuchen und stieß im Hinterland auf Quellwasser, das er über Holzkanäle zu der Terrasse über dem Meer leiten ließ, auf der er seinen Palast errichten ließ. Wie stets hatte es Peter mit dem Bau eilig. Tausende von Arbeitern, Leibeigenen und Soldaten begannen 1714 unter der Leitung von Architekten, Wasseringenieuren und Gartenspezialisten, den Traum des Herrschers zu verwirklichen. Das Schloss wurde 1721 fertiggestellt, die Gartenanlagen brauchten etwas mehr Zeit, so dass die Einweihung der Residenz erst 1723 erfolgte. Später vergrößerte Zarin Elisabeths Hofarchitekt Rastrelli den Palast, tastete jedoch den petrinischen Barock nicht an, zumindest nicht, was die Außenansicht betraf. Im Inneren ließ er dann seinen eigenen, üppigeren Barockphantasien freien Lauf.

Auch in den Gärten wurde im Lauf des 18. Jahrhunderts noch vieles verändert, neue phantastische Wasserspiele kamen hinzu, Kaskaden und Scherzfontänen – ganz im Sinne Peters des Großen, der zwei Jahre nach der Eröffnung seines russischen Versailles starb. Im Zweiten Weltkrieg wurde Peterhof von den Deutschen bombardiert und fast komplett zerstört. Der Wiederaufbau nahm viel Zeit in Anspruch. Die Restaurierungsarbeiten an den Springbrunnen waren noch rechtzeitig zum 300. Geburtstag der Stadt 2003 abgeschlossen.

Meine ersten Besuche (1985 und 1988) in Peterhof beschränkten sich auf Spaziergänge im „Oberen Garten“, zur „Großen Kaskade“ und im östlichen „Unteren Garten“ bis zum Garten „Monplaisir“. Im Jahr 2016 habe ich mich nun in den westlichen Garten bis hinter das Marly-Schloss begeben. Dazu habe ich mich komplett von der Reisegruppe abgekoppelt und bin meine eigenen Wege gegangen; und das war auch gut so, wie mir hinterher, nach den Gesprächen mit den Mitreisenden, vollends bewusst  wurde,

Meinen Weg durch den Park kann man anhand der Reihenfolge der Fotos in den beiden Fotogalerien am Enden des Beitrages und der Übersichtskarte in der oben verlinkten PDF leicht nachvollziehen – so man das überhaupt will.

Zunächst dockt wohl jede Reisegruppe an der Großen Kaskade an:

Ich habe mich dann zum Ermitage-Pavillon an Ufer des Finnischen Meerbusens aufgemacht und den Fernblick nach St. Petersburg genossen:

Nachdem ich mich daran satt gesehen hatte trieb es mich über die Löwen-Kaskaden zum Marly-Park, der Venus-Fontäne am Finnischen Meerbusen, zur Kaskade Goldener Berg, den Menagerie-Fontänen und zu den Glockenfontänen mit den pausbäckigen Tritonen, die zunächst für die Große Kaskade gedacht waren:

Das Schloss Marly und die Eva-Fontäne, deren Gegenpart, die Adam-Fontäne, östlich des Seekanals zu finden ist, werden im folgenden Video vorgestellt:

Damit waren auch meine mir zur Verfügung stehenden zwei Stunden Freigang fast abgelaufen und ich musst mich leider über die Große Kaskade zum Ausgang und Busparkplatz begeben. Schade, sehr schade!
Im Jahr 1985 sind wir ab Baltischer Bahnhof (Metrostation Baltijskaja) direkt nach Peterhof mit Marschrutka Nr. 404 gefahren und haben den Eingang am Oberen Garten benutzt:

Und selbstverständlich bewunderten auch wir dann die Große Kaskade und die Favoritenfontäne:

Nach einem entspannten Spaziergang, weil ohne Fotografierwut, durch den östlichen Unteren Garten gingen wir zur  Anlagestelle für die Tragflächenboote (Raketa), wo eine lange Schlange vor dem Schalter anstand. Mit viel Geduld konnten wir aber doch noch ein Ticket für die letzte Raketa nach Leningrad (inzwischen wieder St. Petersburg) lösen.

Im Jahr 1988 habe ich bereits an der Anlagestelle der Raketas (in der Nähe des Standbildes von Peter I.) Hin- und Rückfahrkarte gelöst, so dass die Rückfahrt mit der Raketa ohne Stress gesichert war.  Hier habe ich dann die 1985 versäumte Bilderknipserei nachgeholt.

Ein Video vom Monplaisir-Schloss und -Garten:

Nun folgt ein Video der Fontänen, unter anderen auch der Römischen Fontänen des östlichen Unteren Gartens:

Nun fehlen nur noch die Triton-Fontäne, die mir wie ein verkleinerter Abklatsch der Samson-Fontäne der Großen Kaskade erscheint, und die Spaßfontänen:

Weiter östlich gäbe es im Unteren Garten noch wesentlich mehr Augenweide aus der Zeit nach Peter I. zu genießen, das aber muss auf einen späteren Besuch warten. Jedenfalls könnte man in Peterhof mindestens eine Woche zubringen um alles Sehenswerte zu betrachten. Vielleicht bleibt mir ja noch Zeit und Geld dafür …


Die Bildergalerie aus 1985 und 1988:


Die Bildergalerie aus 2016:


 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

eins × zwei =