Samara

Tag Neun: Ein Nachmittag in Samara (Сама́ра)

Unser Spruch des Tages:
Allzeit fröhlich ist gefährlich.
allzeit traurig ist beschwerlich,
eins um andre ist vergnüglich!

Nach dem Erlebnis Saratow war Samara für mich als Stadtensemble doch recht ernüchternd, vielleicht auch wegen des durchwachsenen Wetters? Der Tag begann mit Regen am Morgen:

MS Kandinsky erreichte den östlichsten Punkt unserer Reise, die Stadt Samara an der Wolgaschleife zwischen Sysran und Togljatti, am Nachmittag um ca. 15 Uhr, danach ging es gleich in die Busse um die Highlights Samara zu besuchen – es waren nur wenige.   Trotz des Alters der Stadt – sie wurde 1586 als Festung am Zusammenfluss von Samara und Wolga an deren linkem Ufer erbaut, um den Flusshandel zwischen Kasan und Astrachan zu schützen – sind nicht mehr viele wirklich alte Gebäude zu entdecken.

Auf dem Ploschtschad Schapaewa an der Wolga steht das anmutige Theater von Samara aus dem Jahr 1888, ein roter Ziegelbau mit weißen Ornamenten im Stil des „Moskauer Barock“. Aus derselben Epoche stammt die in der Nähe des Theaters noch immer „arbeitende“ Schiguli-Brauerei, die der österreichische Adelige Alfred von Wakano 1881 erbauen ließ. Ebenfalls nebenan ist das Kloster Iversk zu sehen, ein Neubau anstelle des in der Sowjetzeit abgerissenen Klosterkirche. Ein paar nahe dem Verfall vor sich hindämmernde Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Nonnen sind auch noch zu sehen. Das „Bunkermuseum“ ist ebenfalls am Tschapaewplatz in einem unscheinbaren Gebäude in 37m Tiefe über Treppen zu erreichen, was ich mir aber erspart habe, zu sehen ist dort weiter nichts als eine veraltete Büroausstattung. Der Bunker war als Notfall-Standort für den Oberbefehlshaber der Sowjetunion Josef Stalin im Jahr 1942 – unter dem heutigen Gebäude der Akademie der zeitgenössischen Kunst und Kultur – gedacht.

Die Hauptkathedrale der Stadt, die aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammte, wurde 1930 gesprengt und an ihrer Stelle ein protziger Kulturpalast im Stalinstil errichtet, heute als Opernhaus mit hervorragender Akustik genutzt, weshalb dieses Gebäude noch nicht einer neuen Kathedrale weichen musste. Am nordöstlichen Ende des Ploshchad Slavy (Ruhmesplatz) steht die Gedächtniskirche zu Ehren des Heiligen Georg. Sie wurde 2001 errichtet, um das Gebäude zu ersetzen, das zu Sowjetzeiten zerstört worden war. Im Gegensatz zu der anmutigen Fassade ist die Inneneinrichtung karg, ist sie doch dem Gedenken an die Kriegstoten von Samara geweiht. Auf diesem Platz lässt die alte Sowjetunion herzlich grüßen: blinkender Fliegerheld auf hoher Säule; Mutter Heimat sowie ein gewaltiger Basalt-Soldatenkopf, vor dem frische Blumen niedergelegt werden.

In der Leningradskaja waren einige Bürgerhäuser aus dem neunzehnten Jahrhundert zu sehen, die vom ehemaligen Reichtum der Stadt zeugen, die Stadt wurde durch den Getreidehandel reich. Viel Zeit blieb uns aber nicht, diese zu bewundern, wir mussten zurück, den 19:15 Uhr war letzter Einschiffungstermin und bald hieß es auch schon „Leinen los“ – in der Abenddämmerung schwammen wir an dem nun fast romantisch schön wirkenden Stadtpanorama vorbei:

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