Prokofjew, Sergei Sergejewitsch
Sergei Sergejewitsch Prokofjew (russisch Сергей Сергеевич Прокофьев, wiss. Transliteration Sergej Sergeevič Prokof’ev; * 11. Apriljul./ 23. April 1891greg. auf Gut Sonzowka, heute Sonziwka, bei Bachmut, Gouvernement Jekaterinoslaw, Russisches Kaiserreich; † 5. März 1953 in Moskau) war ein sowjetischer Pianist und Komponist.
Das Schaffen Prokofjews gehört zu den diszipliniertesten und durchdachtesten seiner Epoche; ohne sich ein eigenes System aufzubauen wie Schönberg oder Skrjabin, vermochte er innerhalb einer chromatisch geweiteten Tonalität überraschende Klanggebilde zu formen, die oft von frappanter Schlichtheit sind. Dabei blieb er stets besorgt um das Tonikafundament seiner Musik, das Komponieren ohne »Tonart« vergleicht er einem Bau auf Sand. Hand in Hand mit einer hohen schöpferischen Disziplin, die sich in strenger Regelmäßigkeit etwa der Formabläufe niederschlägt, geht bei Prokofjew eine Vorliebe für Schemata und kompositorische Gerüste. So empfindet er etwa das Sonatenschema nicht als Zwangsjacke, wie es den Impressionisten erschien, sondern als Inspirationsquell. Die Logik, die sein kompositorisches Denken charakterisiert, kommt in den eindeutigen „Rezepturen“ oder Miniaturschemata einzelner, oft ganz kurzer Abschnitte zum Ausdruck. Das belegen besonders die vielfältigen Klavierwerke. Die Dominanz der rationalen Komponente ist es auch, die Prokofjews Haltung gegenüber der Polyphonie bestimmt — ihr misst er zentrale Bedeutung bei: „Wo sonst als in der Polyphonie kann man den Weg zu Neuland finden?“ Der Hang zur Klarheit und Übersichtlichkeit ließ ihn vorübergehend klassischen Traktionen huldigen (1. Sinfonie), später zeitweilig zur „musikalischen Grafik“ tendieren („Dinge an sich“) und schließlich in der souveränen Stilsynthese seiner sowjetischen Schaffensperiode eine Tonsprache finden, welche aus heterogenen Quellen gespeist wird: nationale Folklore, russische Musik vor und um die Jahrhundertwende, westeuropäische Avantgarde um den ersten Weltkrieg und nicht zuletzt die neue Intonationswelt des sowjetischen Alltags.
Titel und Link zum YouTube-Video: | Interpretation durch: |
Marsch aus „Die Liebe zu den drei Orangen“ | MIDI (Kirk-Hunter-Orchestersamples) |
Prelude op. 12, Nr, 7, C-Dur (Untertitel „Harfe“) | MIDI (The Hammersmith Pro) |