Wanderung zum Adali Göl am Abdal Musa Dağı (Türkei)

Der Abdal Musa Dağı oder Abdal Musa (Abdalmusa, auch als Karadag = „Schwarzer Berg“ bekannt) ist der höchste Gipfel des Gavur-Gebirges, mit 3331 m ist der Abdal Musa auch der höchste Gipfel der Provinz Gümüşhane.

Das Gavur-Gebirge ist ein wunderschöner Flecken Erde hinter der östlichen türkischen Schwarzmeerküste. Viele seiner Gipfel sind höher als 3000 m. Es gibt mehrere mit Seen übersäte vergletscherte Täler, die als Artabel Gölleri Turizm Projesi (Naturschutzgebiet Artabelseen) geschützt und touristisch entwickelt werden sollen. Überall wachsen Wildblumen in allen Farben, manchmal ganze Wiesen voller Blumen, wie im Video zu sehen ist. Die Kombination von schneebedeckten Gipfeln, Bergseen, reichlich Wildblumen, Wildbächen und Wasserfällen schenkt dem Wanderer wundervolle Naturerfahrungen in dieser weniger bekannten Ecke der Türkei. Den Schutzstatus bekam der Naturpark im Jahr 1998, er erstreckt sich über eine Fläche von rund 6000 Hektar. Artabel ist der alte Name eines Dorfes, das jetzt Esentepe heißt, auf der östlichen Seite des Gebirges.

Trotz seiner herrlichen Landschaft ist das Gavur-Gebirge außerhalb von Gümüşhane in der Türkei praktisch unbekannt. Dies kann durch die Tatsache erklärt werden, dass die höheren Gebirge an der Schwarzmeerküste (in den Provinzen Rize und Artvin weiter östlich) mehr Interesse auf sich ziehen. Insbesondere ist der Kackar-Gipfel, mit 3932m höchster Berg in der Türkei, das beliebteste Ziel der Bergwanderer und Touristen und stellt damit damit die meisten der kleineren Berge, darunter eben auch den Abdal Musa in seinen Schatten. Die meisten Bergsteiger aus großen Städten wie Istanbul und Ankara klettern lieber im spektakuläreren Kackar-Gebirge. Die von der Schwarzmeerküste relativ abgelegene Lage des Abdal Musa und den bekanntesten touristischen Routen macht es wenig wahrscheinlich, dass Besucher hierher finden. Obwohl dieses mangelnde Interesse zunächst nachteilig klingt, ist es eigentlich eine gute Nachricht: Das Gavur-Gebirge ist noch sauber, fast unberührt und bietet wegen seiner Abgeschiedenheit mehr Ruhe zur Erholung, was in anderen, beliebteren Klettergebieten nicht mehr so leicht zu finden ist.

Das Gavur-Gebirge war einst im Ersten Weltkrieg Schauplatz einer erbitterten Schlacht zwischen dem Osmanischen Reich und Russland. Die Russen eroberten Gumushane, während die schwächeren osmanischen Streitkräfte sich in das Gavur-Gebirge zurückzogen und versuchten von dort aus ihre Abwehrkräfte zu etablieren. Ein intensives Artilleriefeuer der Russen verursachte jedoch hohe Verluste bei den Osmanen. Es heißt, dass fast ein ganzes Bataillon in einem See ertrunken sei. Nach einem Jahr der Besatzung, mit der Oktoberrevolution, zogen sich die Russen zurück. Es gibt in den Bergen noch einige Schütgzengräben und auch Gräber aus der Kriegszeit, die der Besucher respektieren sollte.

Der Name Abdal Musa bezieht sich auf Sultan Abdal Musa, Philopsoph, Dichter und eine der wichtigen religiösen Figuren des 14. Jahrhunderts. Sultan Abdal Musa wurde in Khorasan, im heutigen Iran, geboren. Einen Großteil seines Lebens verbrachte er in der Türkei (damals Osmanisches Reich). Die Geschichtsbücher berichten, dass er den osmanischen Sultan Orhan Gazi bei der Eroberung der Stadt Bursa von den Byzantinern unterstützte. Seine „turbe“ (Grabschrein) ist in Elmali, bei Antalya, zu sehen. Sultan Abdal Musa ist ein Verwandter des Haci Bektas Veli, einem der wichtigsten Lehrer des Bektaschi und Sufismus (entspricht einem Heiligen bzw. Mystiker). Man nimmt an, dass der Berg Abdal Musa von den Bewohnern der alevitischen Sekte südlich des Gavur-Gebirges im Bezirk Siran seinen Namen erhalten hat. [hier meine Quelle in englisch]

Der See mit Insel, an dem wir im Video rasteten, nennt man auf türkisch Adali Göl (übersetzt: See mit einer Insel), aber auch auch Karagöl (Der schwarze See) – so wie ich ihn im Video markiert habe. Er liegt auf einer Höhe von ca. 2900m, unsere Wanderung begann auf auf einer Höhe von ca. 2300m und ihr höchster Punkt lag auf der Höhe von 3090m. Die Wanderung war teilweise sehr anstrengend – jedes Pfund, das man zu viel wiegt, muss man überflüssigerweise, neben dem im Vergleich dazu vernachlässigbaren Gewicht des Rucksacks, ja auch mit nach oben schleppen. Aber wenn man erst einmal oben angekommen ist, ist alles Keuchen, Schwitzen und Stolpern ob des grandiosen Anblicks und wegen des Stolzes, das alles trotz des Alters und des Bauches gepackt zu haben, vergessen. Io mi son giovane! 😉

Die Provinzhauptstadt Gümüşhane (auf deutsch „Silberhütte“) ist touristisch eher unspektakulär, ein kleines verschlafenes Nest im engen Tal des Harsit Çayi. Die Gründung Gümüshanes reicht nach Funden in den umliegenden Hügelgräbern und weiteren Erkenntnissen bis vor 5500 Jahren zurück. Wie auch in anderen Regionen, gründeten Assyrer und Hethiter die ersten Kolonien und bauten ihre Hochkulturen in Anatolien auf.

4 km südlich des heutigen Ortes, bei den Silbergruben, etwa Mitte des 17. Jh., entstand der Ort noch einmal neu. Marco Polo erwähnt die Silberminen in seiner Reisebeschreibung. Anfang des 19. Jh. hatte das Fehlen des Brennholzes für die Verhüttung zum Verfall der Silberminen geführt. 1837 bestand der Ort bereits aus einer oberen Altstadt mit Silbergruben und einer unteren Siedlung. 1870 standen die Gruben unter Wasser, in denen bereits unter den Römern und byzantinischen Kaisern gearbeitet worden war.

Die amphitheatrisch gebaute Altstadt war, beschleunigt nach der russischen Okkupation 1915, verfallen. Im Zuge des Unabhängigkeitskrieges der Türkei (bis 1922) wurde Gümüşhane erneut ein selbständiger Ort.

In der Provinz Gümüşhane jedoch gibt es eine große Anzahl an historischer Sehenswürdigkeiten, die ich später noch vorstellen werde.

Bilder vom Abdal Musa

Bilder aus dem Artabel Milli Parkı (Nationalpark Artabel)

Bilder vom Karagöller (Karagöl)



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